Aus dem Naheland-Kalender von 1982
Über Oberstreit ist sehr wenig bekannt. Es wurde an einer alten Straße von der Nahe herauf nach Bockenau angelegt und war wie Boos und Steinhardt geteilt: Die Nord-Osthälfte gehörte zur Großgemarkung Böckelheim, die Süd-Westhälfte zu der von Sobernheim-Disibodenberg-Odernheim
Der Name wird als ,,Obere Strut" gedeutet, als Dorf auf feuchtem Boden (an einem kleinen Bach) in einer Mulde. ,,Niedere Strut" wäre dann auf Boos zu beziehen. Wahrscheinlich gab es rundum früher viel Wald, der später gerodet wurde. Wann der erste Hof hier entstand, ist nicht überliefert.
Entsprechend dieser Situation gehörten die beiden Hälfte wie Boos zu salischem später sponheimischem Besitz bzw. zu erzstiftisch Mainzer Grund (der Süd-West-teil); letzterer ging im Jahre 1471 an Kurpfalz über, das damals den ganzen Böckelheimer Komplex dem Bischof von Mainz bzw. dem Herzog von Zweibrücken abgenommen hat. - Die Christen waren nach Staudernheim und Waldböckelheim eingepfarrt. Für 1491 sind eine Kapelle und eine Kaplanei erwähnt.
Im Jahre 1714 wurde zwischen Kurpfalz und Kurmainz die seit Jahrzehnten schwelende Streitfrage um Böckelheim und seine zugehörige Besitzungen geregelt; seither gehörte Oberstreit ganz zum Unteramt Böckelheim im Oberamt Kreuznach; einiges Gut wurde allerdings dann an die Grafen Nassau-Saarbrücken verliehen, ferner gab es Liegenschaften der Grafen von Degenfeld wie in Boos.
Bekannt ist der ,,Oberstreiter Markt" der Jahrhunderte hindurch der bedeutendste Treff- und Handelspunkt in diesem Raum war. Nach der Eroberung und Übernahme des Landes durch die französischen Revolutionstruppen erfolgte im Januar 1798 eine verwaltungsreform, die alles beseitigte, was nach Fürstenherrschaft aussah: Einer neuen verwaltungseinheit ,,Maine" gehörten die Dörfer Sobernheim (Sitz), Wald-, Thal- und Schloßböckelheim, Steinhardt (in seinen 2 Teilen), Oberstreit, Boos, Bockenau,Sponheim und Burgsponheim an. Am 28. Mai 1815 ging der Naheraum an die Preußen über, die diese Maine als Bürgermeisterei bestehen ließen, die ab dem 14. Mai 1816 zum neuen Landkreis Kreuznach gehörte. Die Einwohnerzahl betrug insgesamt 4 928 Personen, für die Dörfer Sobernheim 1948, Bockenau 577, Boos 279, Burgsponheim 201, Oberstreit 138, Sponheim 539, Thalböckelheim 238 und Waldböckelheim 1008. Im Jahre 1888 wurde Sobernheim - seit 1857/58 wieder eine Stadt - ausgeamtet und der Sitz der verkleinerten Bürgermeisterei nach Waldböckelheim verlegt.
Im Westteil des Dorfes wurde 1959 das evangelische Gotteshaus gebaut.Heute gehört Oberstreit zur Verbandsgemeinde Rüdesheim / Nahe.